Welche Verbindung habe ich mit Erziehung und der Odenwaldschule?

Was hat die Odenwaldschule mit mir und meiner Arbeit zu tun?

Mehr als ich dachte. Auch wenn es kritische Stimmen zu dem Film „Die Auserwählten“ kamen, bin ich persönlich dankbar, dass er gezeigt worden ist.

Warum mich der Film so berührt ?
Odenwald Gästehaus
– ich soll 1974 ins Internat, zur Diskussion stand die Odenwaldschule
– ich war 1974 – 1980 im Internat bei Bad Tölz
– meine Urgroßmutter geb.1896 – gest.1949 E.M.v.Witt, geb Elben war befreundet mit Paul Geheeb und hat sein Erziehungskonzept unterstützt.
– meine Mutter geb. v. Ketelhodt verbrachte dort  1929-1942 eine glückliche Kindheit und Schulzeit
– ich war 1993 mit meiner Mutter im Odenwald
– im Keller liegt das Lesebuch 1933-1946 der   Odenwaldschule (Foto)
– wie ein gutes Konzept missbraucht werden kann

 

 

Mir wurde während des Films sehr viel bewusst, wie damals die gesellschaftlichen Strukturen waren. Außerdem verstehe ich jetzt, warum meine Urgroßmutter 1912 den ersten Frauen-Kongress startete. Sie marschierte in die Universität und es war ein Schild geschrieben: „Für Frauen und Hunde ist der Zutritt verboten“. Dieses Schild ließ Omusch umgehend entfernen. Während dem Lesen der Memoiren meiner Urgroßmutter wurde mir klar, wie sich die Zeit veränderte. Ich hatte es nie verstanden, warum sich meine Mutter aktiv für Frauen einsetzte, jetzt ist es verständlich. Was sich jedoch niemals verändern wird, ist: „Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um. Was ist wichtig?“  (Respektvoll, liebevoll, Anerkennung, Achtsamkeit, Familienrat)

Genau das ist die Verbindung zu meiner Arbeit. Ich berühre Menschen, körperlich und seelisch und so ist es sehr wichtig die Grenzen zu kennen um niemanden zu nahe zu treten oder zu verletzen. In jedem liegt ein Kind – Kinder liegen mir am Herzen – und ich sehe in jedem Einzelnen etwas Besonderes. Nehme ich die Worte von Paul Geheeb, ein „Gottesgeschöpf“

Danke an Christoph Röhl für den Film „die Auserwählten“ und an alle, die den Mut haben diese Themen anzusprechen.

6 Gedanken zu „Welche Verbindung habe ich mit Erziehung und der Odenwaldschule?

  1. Selber Opfer von sexuellen Missbrauch finde ich es gut, dass dieses Thema immer breiter in die Öffentlichkeit kommt. Der Film hat mich berührt und gleichzeitig auf einer Ebene auch erschüttert. Mein Engagement ist in der Prävention, in der Bewusstmachung und ebenfalls in der Therapie (Trauma) mit Achtsamkeit und Respekt. Ebenfalls ist es mir wichtig, das Betroffene eine Stimme erhalten und Ernst genommen werden. Danke. Katharina

    • Liebe Katharina,
      ja das Thema kennt keine Grenzen. Mir ist die Prävention wichtig, die bereits im Kindesalter ansetzt.
      Durch die Trager Arbeit habe ich viele „Seelen“ in den Händen und bin jedesmal dankbar wenn es wieder um ein Stück Heilung weiter geht.
      Ich wünsche dir alles Gute.

  2. Liebe Jessica,
    wenn Du Dich mit Frauen & Odenwaldschule beschäftigst, wäre dieses Buch u.U. ganz interessant für Dich:
    http://www.transcript-verlag.de/en/978-3-89942-206-1/werde-die-du-bist
    Darin geht es um Frauen, die in den Anfangsjahren in der Odenwaldschule gelebt und gearbeitet haben. Viele davon sind selbst Schulgründerinnen geworden. Das Buch ist von 2008, also vor dem grossen Knall 10.03.2010, d.h. das Thema Missbrauch ist da noch kein Thema.
    Ich selbst war sieben Jahre Schülerin dort und versuche zu verstehen.

    • Liebe Christine,

      vielen Dank für den Tipp. Ich glaube zu verstehen ist das nicht, sondern durch unser Handeln heute und Aufklärung können wir etwas bewegen. Ich arbeite unter anderem mit Kindern und merke wie wichtig es ist aufmerksam zu sein.

      • Vielleicht sind wir ja gerade dabei Geschichte zu schreiben: ein Tabu zu brechen. In dem Film und auch in den Artikel drumherum kommt ja immer wieder: die Sprachlosigkeit ist einer der „Beförderer“ des Missbrauchs. In dem Moment, wo wir der sexualisierten Gewalt Worte geben, mit der man sie benennen kann (und darf!), kann man vielleicht Strukturen aufbrechen. Dazu bedarf es jegliches Medium, Bücher, Filme, Blogs etc.

        Und dann denke ich je länger je mehr, diese körperliche Gewalt ist nur durch intensive Körperarbeit ansatzweise zu verarbeiten – und da bist Du dann an einer ganz wichtigen Stelle!
        Aufmerksamkeit ist wohl sowieso unser grosses Gesellschaftliches Thema für diese Dekade? Jahrhunder?
        Viele Grüsse

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